Der Ohjeee-Hund


Eine Welpenbesitzerin wurde oft, auf Ihren Hund angesprochen und wenn Sie dann sagte, das ist ein Aussie bekam Sie die Antwort „Ohjeeee“ Aufgrund dessen habe ich diesen Bericht geschrieben. Ich hoffe es hilft so manch einem Welpenanwärter weiter.


Klar, viele neue Aussiebesitzer wurden im Vorfeld ungenügend über die Rasse aufgeklärt und sind dann  mit dem agilen Quirl völlig überfordert. Nun, der Markt ist hart umkämpft und so versuchen viele Ihre Welpen möglichst bald los zu werden. So mutiert dann recht schnell ein „Hütespezialist“ zu einem Hund, dessen Kinderliebe angeboren ist , der nicht jagd und sich fast selbst erzieht :-)

Auf der anderen Seite gibt es aber auch genügend Welpenanwärter, die sich null über die Rasseeigenschaften und Agilität informieren. Obwohl es wirklich genügend Hundeschulen gibt, die Beratungsgespräche vor dem Hundekauf anbieten wird dieses Angebot wirklich recht wenig genutzt. Im Extremfall wird ein Hund einfach im Internet gekauft und ohne den Hund jemals zuvor gesehen zu haben wird er dann abgeholt. Nicht selten finden wir dann diese Hunde im Glücksfall in Tierheimen oder nicht selten an Autobahnraststätten wieder.

Der Aussie ist nun mal kein alltäglicher Hund. Er ist ein Hund mit immenser Intelligenz und Agilität. Er sollte an Menschen gehen, die ihm "Aufgaben" geben können und sich mit dem Aussie wirklich beschäftigen wollen. Der Aussie möchte nicht an einem Fahrrad stundenlang körperlich gefordert werden. Das ist eher langweilig für ihn. Dadurch erhält man zwar einen Spitzensportler, der jeden Tag mehr möchte, aber wirklich auslasten kann man den Aussie dadurch überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Dadurch powert man den Hund unheimlich hoch und sein Kopf wird null gefordert. Wie schon erwähnt braucht der Aussie Aufgaben. Er eignet sich für allerhand Tricks und ist auch gut im Alltag zu gebrauchen. Gegenstände auf Kommando holen, Apportierarbeit jeglicher Art, Suchspiele e.c. sind gut für den Vierbeiner geeignet. Wenn man sich einen Aussie zulegt muss man nicht unbedingt gleich an Agility oder sonstige Sportarten denken. Wobei diese natürlich hervorragend geeignet sind um seinem Aussie etwas zu bieten. Allerdings möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass der junge Aussie of viel zu früh in das Agility-Training einbezogen wird. Der Hund sollte unbedingt zunächst einmal eine gute Grundausbildung genießen. Ich persönlich fange niemals vor dem 2ten Lebensjahr mit solchen sportlichen Aktivitäten an, eher später, da er körperlich der Belastung einfach noch nicht gewachsen ist. Viele Hunde, die früh mit einem solchen Training anfangen und auch im Turnierbereich zu finden sind, sind mit 6 Jahren körperlich einfach verbraucht und haben nicht selten massive Gelenkprobleme. Alleine der Alltag kann so gestaltet sein, dass klein Aussie viel zu tun hat. Das setzt natürlich voraus, dass man sich nun mal Zeit für den Vierbeiner nimmt und ihn in all seinen täglichen Arbeiten mit integriert. Der Aussie ist kein Hund, der in einem Zwinger oder Garten sein Leben verbringen möchte. Er braucht die unmittelbare Nähe des Menschen. So ist er gezüchtet, denn auf dem Farmen in Amerika war der wichtige Helfer immer dabei um möglichst schnell seine Arbeit tun zu können. Der Aussie ist auch ein Meister der Manipulation. Er erkennt blitzschnell die Lücken in der Führung des Menschen und versucht nach Aussiemanier den Menschen zu beeinflussen. Das kann unter Umständen sehr lästige Ausmaße annehmen.

Der Aussie braucht einen klar strukturierten, konsequenten Menschen, der gelernt hat seinen Hund zu lesen und auszulasten sowie einiges vom Verhalten des Hundes im Rudel versteht. Denn jeder Hundeführer mit seinem Hund bildet nun mal ein Rudel, ob er will oder nicht. Gute Hundeschulen setzen immer am Hundeführer an und unterstützen diesen bei der Aufzucht und Führung des Hundes. Dann gibt es auch keine Ohjee-Hunde mehr sondern nur noch Begeisterung auf beiden Seiten. Ich nehmen mir sehr viel Zeit um die Menschen von der für mich wunderbarsten Rasse aufzuklären. Ich erzähle nicht nur von den schönen Dingen, die man mit dem Aussie erlebt, sondern vor allem von den für manchen Menschen unbequemen Dingen. Nur so kann der Aussie auch zu dem richtigen Hundeführer finden. Nicht selten gehen dann auch Welpenanwärter wieder fort und entscheiden sich für eine andere Rasse. Ich helfe sogar bei der Suche nach einem guten Züchter Ihrer dann ausgesuchten Rasse. Ich finde, dass das nur fair ist, denn nur so können Hundeführer UND Hund glücklich 15 bis 16 oder mehr Jahre miteinander verbringen.

Petra Martins




Der Australian Shepherd und der Bordercollie


Bevor ich die „Eigenarten“ des Aussies genauer beschreibe, möchte ich auf eine Frage antworten, die mir in der letzten Zeit immer öfter gestellt wird.


„Ist der Aussie ein Bordercollie - light?“


Antwort: NEIN !!


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Natürlich ist auch mir bewusst, dass es „DEN“ Aussie oder Bordercollie nicht gibt. Jeder Hund ist einzigartig in seinem Wesen und Aussehen und man sollte jedes Individuum auch als solches sehen. Dennoch möchte ich versuchen die Unterschiede „im ganzen“ etwas zu beschreiben.

Mittlerweile gibt es auch beim Aussie sowie beim Bordercollie Show und Arbeitslinien. Bei der Showlinie wird überwiegend auf das „Äußere“ Wert gelegt und bei der Arbeitslinie eben auf die Hütefähigkeiten und weniger auf das Äußere.

Allerdings gilt auch hier einen wohltemperierten Hund zu ziehen. Denn kein Schäfer oder Viehhirte freut sich über einen überdrehten und dauerbellenden Hund, der die Herde stresst. Für mich beginnt eine gute Zucht mit einer ausgewogenen Kombination von gutem, dem Hund zuträglichen Körperbau, Knochenstärke und Arbeitswille, denn nur so können wir gewährleisten, dass Körper und Geist gesund bleiben.


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Richtig ist, beides sind Hütehunde. Auch Ihr Äußeres ähnelt sich sehr sogar die Farbgebung ist identisch, jedoch ist der Bordercollie in der scharz-weiße Version viel bekannter als die anderen Varianten. Offizielle gehören sie beide der FCI Klasse 1, d.h. Hüte- und Treibhunde und damit gehören Sie den Schäferhunden an. Jedoch sind die beiden Hunde in Ihrem Wesen durchaus verschieden.

Der Bordercollie ist ein etwas geduckter, leichtfüßiger, wendiger, weicher Hund, der explizit für die Schafzucht gezogen worden ist. Der Border ist keinesfalls Ängstlich, obwohl die Körperhaltung so manch einem unwissenden Menschen das suggerieren könnte. Er muß in der Lage sein auf Angriffen der Schafe zu Antworten und darf sich nicht von seiner Aufgabe abbringen  lassen. Er meldet durchaus Eindringlinge, würde aber den Eindringlich nicht wirklich attackieren ( Ausnahmen bestätigen die Regel ). Der Ursprung hat der Border in England bzw. Schottland. Gerade für das Hüten großer Schafsherden sind diese Hunde einfach prädestiniert. Der Border muß aus großen Entfernungen zu seinem Schäfer Folge leisten und das meisten mit Pfiffen. So ist der Bordercollie durchaus Geräuscheempfindlicher als der Aussie. Der Schäfer sieht meistens die Hund nicht, sondern er sieht nur, wie sich die Schafsherde bewegt und gibt aus weiter Entfernung Anweisungen, was der Hund zu machen hat.

So muß der Bordercollie eine gute Kooperation und Trainierbarkeit mitbringen. Da der Bordercollie häufig Befehle immer und immer wieder ausführen muß, ohne diese in Frage zu stellen, so wurde ihm auch eine große Frustrationstolleranz eingezüchtet. So dass der Hund auch bei immer wiederkehrenden Situationen die Arbeit nicht abbricht. Außerdem arbeitet der Bordercollie mit gesenktem Vorderteil und visiert seine zu treibenden Schafe an. Dieses Verhalten ist ein Teil aus dem Jagdverhalten, wobei die „Endsequenz“ des packens und totschüttelns weggezüchtet worden ist. ( ...bei den meisten zumindest :-))

Der Australian Shepherd hingegen ist bei weitem nicht so spezialisiert. Er wurde eher für die vielseitig Arbeit an verschiedenem Vieh gezüchtet. So kann man Aussies an Enten, Schafen, Rindern, ja sogar an Bisons sehen. Der Aussie arbeitet viel näher am Vieh. Seine Körperstellung ist bei der Arbeit eher gerader, wobei es durchaus Aussies gibt, die auch „Auge“ zeigen können und dabei eine gebücktere Haltung einnehmen können. Manche Aussies können für Enten oder Schafe weniger gut geeignet sein, dafür aber an Rindern sehr gute Arbeit leisten. Jedoch sind die meisten Aussies für alle Arbeiten gut zu gebrauchen, da sie ihre Arbeitsweise den Tieren anpassen können. Der Aussie wurde als Arbeitshund gezüchtet mit einem sehr starken Hüte- und Schutztrieb. So ist der Aussie durchaus in der Lage Mensch, Vieh, Haus und Hof zu verteidigen. Im Gegensatz zum Bordercollie ist der Schutztrieb des Aussies beachtlich. Der Aussie ist für wesentlich härtere Situationen gezüchtet worden. Unentbehrlich bei der Pfercharbeit, dort überzeugt er durch Ausdauer und Unerschrockenheit. Allerdings muß der Aussie, anders als der Bordercollie, Sinn in seiner Arbeit sehen. Der Bordercollie folgt den Befehlen seines Hundeführers immer und immer wieder. Der Aussie muß die ganze Situation erfassen können. Der Aussie arbeitet selbstständiger und kann durchaus die Regeln seines Hundeführers in Frage stellen und sucht dann selber nach geeigneten Lösungen. Deshalb sollte die Bezugsperson des Aussies diszipliniert und Konsequent strukturiert sein. Natürlich gilt das auch für viele andere Hunderassen, aber beim Aussie erhält das noch einmal eine andere Qualität. Nur so lässt sich der Aussie überzeugen den Anweisungen des Hundeführers Folge zu leisten. Die Rasse des Aussies ist im Gegensatz zum Bordercollie noch relativ jung. Die Rasse des Bordercollies reicht sehr viel weiter zurück. Die Spezialisierung des Borders kann durchaus zu Problemen führen, insbesondere, wenn er als „nur“ Familienhund gehalten wird und er keine geeignete Aufgabe bekommt, um seinen Arbeitswillen zu befriedigen. Völlig unterfordert beginnen die Hunde sich Aufgaben zu suchen. Das kann das Hüten einer Fliege an der Wand sein, Zerstörungswut, das ständige umkreisen seiner Bezugsperson, das hysterische immer wiederkehrende Ball oder Frisbee jagen, das begeisterte Auto oder Fahrradfahrer jagen oder sonstiger beweglicher Dinge oder Tiere und nicht zuletzt das „Anvisieren“ von Menschen und Tieren ist kein seltenes Bild. Dieses Anvisieren ist und bleibt ein „Drohverhalten“ und sollte als solches gesehen werden. Andere Hunde könnten dies als Angriff werten und dementsprechend quittieren. Der Bordercollie sollte schon in jungen Jahren lernen sich selber „herunter zu fahren“. Allerdings solle man sich bewusst sein, dass ein so hochspezialisierter Hund im Leerlauf dem Hund höchsten Stress verursacht. So sollte dem Hund Aufgaben gegeben werden, die er „ruhig“ ausführen kann. Besonders geeignet sind hier Denksportaufgaben, für der der intelligente Border durchaus geeignet ist. So kann man seinen Border durch selektieren einzelner Gegenstände eine gute Beschäftigung bieten.  Er eignet sich hervorragend für verschiedene Tricks, Dogdancing, Obedience und nicht zuletzt Agility..e.c.

Auch der Aussie sollte schon früh lernen sich herunter zu fahren. So kann man gestressten Hunden vorbeugen.

Der Aussie wird im Hundesport nie so weit vorne laufen, wie der Border. Der Border setzt seine Kommandos sofort, ohne nachzufragen, um. Der Aussie fragt nach.

Der Aussie, der keine richtige Führung oder Beschäftigung erhält wird andere Fehlverhalten zeigen als der Border.

Der Aussie kann unter Umständen seine Bezugsperson ganz und gar vereinnahmen und manipulieren bishin zum „Besitzverhaltens“. So ist es nicht verwunderlich, dass der Aussie einen übersteigerten Schutztrieb aufweisen kann. Der Aussie, der nicht konsequent geführt wird, schätzt die Situation selber ein und wird somit im Alltag oft zu anderen Ergebnissen kommen, als vom Besitzer gewünscht. So kann der Aussie anfangen den Besitzer zu erziehen, indem er ihm seine Bewegungsfreiheit einengt ( ständig vor die Füße laufen ), übertriebene Aufmerksamkeit einfordert, z. B. durch ständiges anbellen des Hundeführers, insbesondere wenn er die Aufmerksamkeit vom Hund weg nimmt oder ständiges bringen von Spielzeugen oder anderen Gegenständen. Zerstörungswut, ( zerkauen aller möglichen Gegenstände) bishin zum Verteidigen der eigenen Bezugsperson gegenüber anderen Menschen oder Tieren.

So sieht man immer öfter Aussies, die sowohl Fremden, als auch Artgenossen aggressiv begegnen, was zu einem völlig falschen Bild der eigentlich friedlichen Rasse führen kann. Beide Rassen, der Bordercollie als auch der Australian Shepherd ist für eine Zwingerhaltung nicht geeignet. Beide Rassen suchen stark die Nähe des Menschen um sich zu orientieren. Nur so können Sie die Eigenarten des Hundeführers genau studieren und einschätzen.   

Beide Rassen sind auf Ihre Weise anspruchsvoll. Vor dem Hundekauf sollte man sich, am besten gut informieren. Nur so kann man richtig entscheiden. Gute Hundeschule bieten ( in vielen Fällen sogar kostenlos) Beratungsgespräche vor dem Hundekauf an. So kann man unter vielen Hunderassen die Eigenschaften wählen, die für den jeweiligen Hundeführer die geeignetsten sind. Denn Hundeführer und Hund sollen miteinander ein Hundelebenlang eine schöne Zeit erleben. Auch gute Hundezüchter werden nicht nur mit den „netten Eigenschaften“ die Hunde anpreisen, sondern auch die etwas unbequemen Eigenschaften dar legen. Eine der denkbar ungünstigen Variationen ist sich einen äußerlich ansprechenden Hund zu kaufen und erst später fest zu stellen, dass die Rasse-Eigenschaft so gar nicht unseren Vorstellungen entspricht.

Jede Rasse hat IHRE speziellen Eigenschaften.


© Copyright 2009 Petra Martins

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