Gleich zu Anfang.......so etwas wie ein „Gen“ für Therapiehund/Besuchshund/ Behindertenbegleithund,  kinderlieb, gut erzogen und sozialisiert gibt es nicht. Man muß jeden Hund, auch den Aussie,  dazu machen!!!


Aber es gibt Voraussetzungen, die ein Hund mitbringen sollte. Diese Voraussetzungen sind weitgehend Rasseunabhängig. Anhand von Tests oder dem gut geschulten Auge des Züchters ist es möglich Tendenzen zu erkennen. Auch eine Verpaarung von zwei ruhigen, gelassenen Therapiehunden garantiert nicht, dass die Welpen sich generell zu dieser Arbeit eignen. So kann es passieren, dass auch bei einer solchen Verpaarung kein geeigneter Welpe dabei ist.



Therapieeinsätze/

Besuchshundeeinsätze

Ein Therapiehund wird immer als Team eingesetzt. Das sogenannte Therapiehundeteam, bestehend aus Hundeführer und Hund mit Spezialausbildung. Das Team wird von Psychologen oder anderen Therapeuten sowie Pädagogen angefordert. Die Tiere werden dann nach gezielten Vorgaben eingesetzt (Gerade bei Menschen, die schlecht ansprechbar sind hat sich diese Methode sehr bewährt). In den Therapiesitzungen werden Ziele herausgearbeitet und die Hunde werden als Brücke zwischen dem zu therapierenden und dem Therapeuten agieren. Dieses dient zur Kontaktaufnahme, Vertrauensbildung, Angstminderung .......und allerlei anderen therapieorientierten Zielen.


Auch Therapieeinsätze in Altenwohnsitzen unter gezielter psychologischer Vorgabe werden von uns geleistet. Die Ziele der Einsätze können unterschiedlich sein. Eines der Ziele ist es, über diese Brücke den Menschen mehr und mehr einzubringen und die Tiere immer weiter aus der Therapie herauszuziehen. Die Tiere werden aber auch zur Erhaltung der Flexibilität ( ob körperlich oder geistig) eingesetzt.

Beispiel: Demenzkranke Menschen, die sich in Ihre eigene Welt zurückgezogen haben und denen die Vergangenheit näher ist als die Gegenwart werden in der Regel durch das Erscheinen von Tieren dazu motiviert über Erfahrungen in der Vergangenheit zu sprechen. Auch die Spiele mit dem Hund tragen dazu bei, dass die Flexibilität der Sprache und Kommunikation weitgehend erhalten bleibt. Dazu kommt es, dass Menschen, die sonst wortlos nebeneinander sitzen plötzlich interagieren.


Weitere Beispiele:

Ein Kind soll im Rahmen einer Therapie in ein Bällchenbad gehen und ängstigt sich davor, den Boden nicht mehr zu sehen. So wird der Hund vorgeschickt. Der Hund kann sich dann in das Bällchenbad legen. Alles geschieht wortlos. Die Hunde sind auf Handzeichen trainiert. So verliert das Kind die Angst vor dem Unbekannten und ausserdem macht alles mehr Freude.

Oder......

Ein jugendlicher soll sich konzentrieren lernen und soll das Spiel "Mensch ärgere dich nicht" mit dem Therapeuten spielen. Dort kann der Hund zum "würfeln" eingesetzt werden. Ein grosser Schaumstoffwürfel erleichtert es dem Hund. Durch hochschießen des Würfels wird für lustige Szenen gesorgt und das konzentrierte Spielen macht einfach mehr Spass.

Oder.....

Besuchshundeeinsätze

Besuche von krebskranken Kindern können dazu führen, den Lebensmut wieder zu finden, Krankheiten für eine Zeit vergessen zu machen und dadurch zu einer schnellere Genesung beitragen. Da die Tiere darauf trainiert sind sich ruhig zu bewegen auch auf Schläuche zu achten, die mit den Menschen verknüpft sein können ist es möglich sogar im Krankenbett Besuche zu machen


Bei welchen Erkrankungen kann ein Therapiehund helfen?


Hier einige Beispiele:

Kontaktschwierigkeiten und Kommunikationsstörungen, Aggressionen, Hyperaktivität, Lethargie, Depressionen, vermindertes Selbstwertgefühl, Ängstlichkeit/ Angstneurosen, Autismus, psychischer Hospitalismus, taktile Abwehrhaltung, Aufmerksamkeits- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Störungen  im sensomotorischem Bereich, Störungen der Kraftdosierung,

Defizite im Körperschema, geistige Behinderung, körperliche Behinderungen, seelische Behinderungen, Mehrfachbehinderungen, chronische Erkrankungen, degenerative Erkrankungen.


Besuchshunde

Unsere Hunde werden selbstverständlich auch als Besuchshunde eingesetzt. Der Einsatz unterscheidet sich allerdings sehr vom Therapieeinsatz. Hier sind gezielte Vorgaben eines Therapeuten nicht notwendig.

Wir besuchen Kindergärten und Schulen um den richtigen Umgang mit dem Hund zu lehren und somit Unfälle vorzubeugen. Dieses Angebot wird von unserer Hundeschule kostenlos angeboten. (.......ein paar Leckerchen sind aber immer willkommen :0)).

Wir besuchen natürlich auch Altenwohnsitze und Kinderheimen. Hier liegt der Schwerpunkt darauf Freude und Hoffnung zu vermitteln.


Ein paar Bilder aus unserer Ausbildung






















Behindertenbegleithund

Ein Behindertenbegleithund ist auf lebenspraktische Fähigkeiten trainiert. D. h. er hilft dem Behinderten den Alltag zu bewältigen. Je nach Einsatzgebiet werden dem Hund einige Fähigkeiten antrainiert wie z. B. Gegenstände aufheben, Türen öffnen und schließen, Dinge aus Schubladen zu holen,  Lichtschalter betätigen, beim An und Ausziehen helfen....e.c.



Was versteht man unter einem Therapiehund und welche Voraussetzungen sollte er mitbringen


Was sind eigentlich Therapiehunde?


Ein Therapiehund ist ein freundlicher, dem Menschen besonders zugetaner, nicht aggressiver Hund. Es besteht eine sehr gute Bindung zwischen Hundeführer (Therapeuten, Pädagogen, Arzt, sonstige medizinische Fachkräfte) und dem Hund. Der Hund „arbeitet“ immer im Team mit seinem Besitzer = Therapiehundeteam. Dieses Team hat erfolgreich eine spezielle Ausbildung im therapeutischen Bereich absolviert.


Warum sind Hunde für den therapeutischen Einsatz besonders geeignet?


Hunde haben ähnliche soziale Strukturen und Bedürfnisse wie wir Menschen. Sie sind sehr einfühlsam, anpassungsfähig, suchen Kontakt zu anderen Sozialpartnern, sie genießen Aktivitäten mit Menschen (z.B. Spielen oder Schmusen), sie können im physischen, psychologischen und sozialen Bereich sehr positiv wirken. Sie können sich in wechselnder Umgebung zurechtfinden (natürlich nur bis zu einem gewissen Grad), sie sind – von ihrer Größe betreffende - in der Regel leicht mitnehmbar, sie können Gefühle durch Mimik und Gesten ausdrücken, sie sind in der Lage verschiedene Beziehungen zu Menschen aufzubauen. Sie motivieren zur Kontaktaufnahme. Diese Fähigkeiten werden bei einem angehenden Therapiehund verstärkt und gefördert.


Was sind die Einsatzgebiete eines Therapiehundes?


*in der tiergestützten Therapie:

Der Therapiehund wird gezielt mit definierter Zielvorgabe in einer herkömmlichen therapeutischen Sitzung als „Co -Therapeut“ eingesetzt.

*in tiergestützten Aktivitäten:

Das sind Hunde, die in verschiedenen sozialen, pädagogischen Einrichtungen oder in Besuchsprogrammen eingesetzt werden.

D.h. sie „laufen“ einfach bei der täglichen Arbeit von Mitarbeitern mit,  oder sie werden gezielt zur Freizeitgestaltung (z.B. regelmäßige Spaziergänge) von Heimbewohnern durch Mitarbeiter oder Freiwillige eingebunden.


*bei Einzelpersonen im Privathaushalt:

Hier unterscheidet man zwischen regelmäßigen tiergestützten Einsätzen eines ausgebildeten Therapiehundes bei einer behinderten / chronisch kranken Person (ohne Serviceleistungen des Hundes).


Für diese Einsätze benötigt der Hund eine spezielle Ausbildung, er muss u. a. folgende Fähigkeiten erlernen:

das Tolerieren ungewöhnlicher Bewegungen und Verhaltensweise des

Menschen.

z.B. Ataxie: Störung der Koordination von Bewegungsabläufen)

den Anblick bedrohlicher Gegenstände wie Rollstuhl,  Gehhilfen,

Schienen

das „ Genießen“ ungeschickter körperlicher Zuwendungen (z.B.

Spastiker)

„Manipulationen“ an seinem Körper zu erdulden (z. B. am Schwanz

ziehen)

in Stresssituationen ruhig und gelassen zu  bleiben.

Ungewöhnliche optische Anblicke, Geräusche, Gerüche tolerieren

Verfeinerung der Erziehung des Hundes (z. B. Kommando „Decke“) –

Dieses Kommando ist sehr wichtig, hier wird der Hund gezielt aus der

Therapiesituation herausgeschickt, oder was noch wichtiger ist,  der Hund hat so die Möglichkeit sich selbständig aus der Therapiesituation herauszuziehen und damit anzuzeigen, dass der Hund die Therapie nicht mehr vorsetzten will (tierschutzgerechter Therapiehundeensatz!). Außerdem ist es sehr wichtig die Signale des Hundes gut zu kennen, um den Hund vor Stress und Überforderung zu schützen. Die Decke ist gleichbedeutend für eine neutrale Insel in der sich der Hund erholen kann. Diesen wichtigen Aspekt sollte jeder gute Therapiehundeausbilder und Therapiehundeführer berücksichtigen Gradwanderung von situationsabhängiger Aktiver oder Passivität des Hundes.


Grundvoraussetzung für diese Anforderungen ist ein Hund:

generell positive Menschenbezogenheit

einem ausgeglichenen Wesen (souverän-dominant bis angenehme

Submissivität)

hohe Toleranzschwelle (keine nervösen Hunde)

keine Aggressionsneigung

niedriges bis mittleres Aktivitätsniveau je nach Einsatzgebiet

wenig Neigung zum Bellen

kein bis wenig Zeigen von Besitzverhalten

Kommunikationsfreudigkeit (gute soziale Fähigkeiten)

Sehr gute Grunderziehung

Sehr gute Bindung zwischen Besitzer und Hund

Rasse oder Geschlecht ist weitgehenst offen.


Die Geschichte der Therapiehunde


Der Kinderpsychiater Boris Levinsons setzte ab dem Ende der sechziger Jahre seinen Hund gezielt in der Therapie von Kindern ein. Das waren überwiegend Kinder mit Auffälligkeiten im Sozialverhalten. Diese Kinder vermieden den Beziehungsaufbau zu Ihrer Umwelt. Durch den intensiven Kontakt mit dem Hund öffneten sie sich langsam auch den Therapeuten und konventionell therapeutische Maßnahmen konnten umgesetzt werden.

Levinson vertrat die Ansicht, dass besonders der Umgang mit dem Hund die emotionale Entwicklung eines Menschen positiv fördert.


Diese Erfahrung publizierte er international. Als Folge schlossen sich 1980 in den USA interessierte Organisationen unter den Verband „Delta Society“ zusammen. Und begannen mit der Anwendung von tiergestützten Angeboten. Parallel entwickelte sich ein ähnliches System in England, die „Pets As Therapy“ unter der Führung von Lesley Scott-Ordish.


Außerdem erfolgten mehrere Studien über die „therapeutische Wirkung von Tieren“ (speziell Hunden) u. a.:


E. und S Corson; USAKontaktverhalten

psychiatrischer Klinikpatienten zu Hunden


J. Sebkova; 1977 Englandangstmindernde Wirkungen

durch Hunde


R. Lockwood; USAangstmindernde Wirkungen

durch Hunde


P. Messent; EnglandKontaktverhalten von

Tierbesitzern zu anderen

Menschen


E. Friedmann, A. Katcher, A. Beck, J. Lynch; USA

kreislaufstabilisierende

Wirkungen bei Herzinfarktpatienten durch Tiere


Herzspezialist; Australienpositive Auswirkungen auf

Blutfettwerte und Blutdruck


Psychologen; Australien

                                                        Auswirkungen auf

alterstypische Beschwerden von

Bewohnern eines Seniorenheimes


Zunächst musste man allerdings um Anerkennung kämpfen, dass Hunde aus hygienischer Sicht keine Gefahr für den Menschen darstellten, sondern an der Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden wesentlich beitragen können.


Möglichkeiten und Grenzen von tiergestützten Therapieeinsätzen:


Seit Ende der 60-er Jahren wird das Thema: „Tiere und Therapie“ international erforscht und folgende wissenschaftliche Erkenntnisse konnten dazu erworben werden:


Physische Wirkungen des Hundes auf den Menschen:

Normalisierung des Blutdruckes

Normalisierung der Plasmacholesterol- und Triglyceridwerte


(verringert die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Freisetzung von Endorphinen ( sogenannter Glückshormone)

Ablenkung von Schmerzen

Förderung der Motorik, der Koordination, der Kraftdosierung

Steigerung der senso-motorischen Wahrnehmung

Förderung der Tonusnormalisierung

Förderung des Streßabbaues


(Verminderte Ausschüttung von Streßhormon Kortisol)


Psychologische Wirkungen des Hundes auf Menschen

vermittelt das Gefühl, akzeptiert zu werden

vermittelt das Gefühl von Geborgenheit

vermittelt das Gefühl von Freude

fördert das Selbstwertgefühl

fördert die Persönlichkeitsentwicklung (z.B. Erlernen von Empathie)

ermöglicht gesellschaftlich anerkannten Körperkontakt und Zärtlichkeit erspürt Stimmungslagen des Menschen und gibt das Gefühl, diese zu verstehen fordert zum Spiel und gemeinsamen Aktivitäten auf.


Soziale Wirkungen des Hundes auf Menschen:


wirkt als Kontaktvermittler, sei es verbaler oder nonverbaler Art

zwischen Klient – Hund,  und Klient - Hund - Therapeut

liefert Gesprächsstoff

fördert das Erlernen von Sozialverhalten und der nonverbale

Kommunikation

z. B. Erlernen der Kommunikationsmethoden

Erlernen von hygienischen Maßnahmen

Erlernen der Berücksichtigung von Bedürfnissen

Erlernen der Akzeptanz von Grenzen und Regeln


Durch die umfassenden Wirkungen des Hundes auf Menschen sind die Möglichkeiten des Einsatzes fast unbegrenzt!


Petra Martins


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